Sharkeya Nationalmuseum
Statue des Chakaure-seneb

Das Sharkeya-Nationalmuseum in Herriat Raznah


Das 1973 begründete Regionalmuseum für die Archäologie des Verwaltungsbezirks Sharkeya (Ostdelta) war vielen auch unter dem volkstümlichen Namen „Ahmed Orabi-Museum“ bekannt. Denn das Haus in der Ortschaft Herriat Raznah (6 km nordöstlich von Zagazig) enthielt einen besonderen Raum, der dem Andenken Ahmed Orabi Paschas, des ägyptischen Kriegsministers und Hauptes der nationalen Erhebung von 1881/1882, gewidmet war. Er wurde 1841 in Herriat Raznah geboren. 

Im Zusammenhang mit der Neukonzeption der touristischen Infrastruktur des Ostdeltas wurde der Museumsstandort Herriat Raznah 2006 geschlossen. Die Objekte sind seither magaziniert und erwarten ihre Neuaufstellung an einer zentraleren Stelle. Folglich stehen die wichtigsten Exponate des Museums derzeit nur durch die Publikation „Egyptian Antiquities from the Eastern Nile Delta (M.i.N. 2)“ zur Verfügung. Zu der bis 2006 in diesem Museum präsentierten Auswahl (insgesamt 1664 Exponate) gehörten Denkmäler aus allen Epochen der pharaonischen Geschichte sowie aus der hellenistisch-römischen Periode. Von nahezu allen Objekten ist die genaue Herkunft bekannt, da sie aus kontrollierten Ausgrabungen der ägyptischen Antikenbehörde im östlichen Nildelta stammen. Diese Fundstücke eignen sich deswegen hervorragend für einen Vergleich mit ähnlichen, aber ohne Herkunftsangabe erhaltenen Objekten in den Museen außerhalb Ägyptens.


Grabbeigaben: Gefäße, Amulette und Schmuck

Die ältesten Exponate des Museums stellten Keramiken und Steingefäße der 1.-2. Dynastie dar. Die Becher, Schalen und Näpfe, teils aus gebändertem Kalzit-Alabaster oder gesprenkeltem Diorit, teils aus Brekzie oder Granit stammen aus den Frühzeit-Gräberfeldern von Beni Amr und Kufur Nigm und bezeugen den hohen Standard der Steinbearbeitung jener Zeit (um 3000 v. Chr.).

Beeindruckend ist auch die Fülle von antikem Totenschmuck aus Grabanlagen des Mittleren und Neuen Reiches, die in Bubastis (Tell Basta), Imet (El-Husseiniya, in der Fachliteratur oft „Nebesheh“ genannt) und Sangaha gefunden wurden. Neben Ringen aus Gold, Fayence, Glas und Halbedelsteinen fanden sich Skarabäen, Halsketten mit Amulettanhängern, Pektorale aus Fayence und auch einige größere figürliche Amulette, die die besonders im Nildelta verehrten Gottheiten darstellen.

Eine interessante Informationsquelle für die Geschichte der „Durchgangsregion“ Ostdelta stellen die Artefakte ausländischer Fertigung dar. Die meisten dürften durch den Handel nach Nordost-Ägypten gelangt sein, doch wurden manche erst in Ägypten hergestellt, möglicherweise von Ausländern. Zu nennen hier sind Tongefäße mykenischen, syrischen und zypriotischen Typs, sowie kleinformatige Skulpturen archaischen Stils und hellenistische und römerzeitliche Marmorwerke.

Münzen der Ptolemäer- und Römerzeit runden das Bild ab. Sie zeigen Herrscherbildnisse dieser Zeit, darunter auch die Porträts Alexanders des Großen, der Königin Kleopatra VII, und verschiedener römischer Kaiser.


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Statuen, Statuetten, Reliefs und Opfertafeln

Unter den ausgestellten steinernen Skulpturen ragten drei Privatstatuen des späten Mittleren Reiches besonders hervor. Die praktisch unbeschädigte Hockfigur des Chakaure-seneb aus braunem Quarzit ist unter ihnen die bedeutendste (vier Ansichten ganz oben). Sie zeigt den Priester aus der Zeit der späten 12. Dynastie (19. Jh. v. Chr.) mit altersgeprägten Zügen. Die Statue wurde zusammen mit einer Sitzfigur (Abb.) und einer Würfelstatue aus Kalkstein (Abb.) in einem Raum eines noch heute in seinen Grundmauern erhaltenen Lehm-ziegelpalastes in Bubastis gefunden, wo man sie vielleicht rituell begraben hatte.

Andere Statuen stellen Könige und Würdenträger aus der Zeit des Neuen Reiches, der Spätzeit und der Ptolemäerzeit dar. Besondere Erwähnung verdient der fein modellierte, 54 cm hohe Granit-Kopf einer Königinnenstatue der Ramessidenzeit (Abb.), der zufällig auf dem Grund eines antiken Brunnens gefunden wurde.

Das Museum zeigte auch eine Reihe von Bronzefiguren, darunter die 38 cm hohe Statue eines jugendlichen Gottes mit der Maske des Schutzdämons Bes (Spätzeit, wohl 8./7. Jh. v. Chr, Abb.). Sie besitzt noch Reste ihrer früheren Einlagen aus Gold und trägt zudem eine interessante Inschrift, die die Identifizierung des Wesens als morgendlicher Sonnengott Harpokrates ermöglicht.

Hervorzuheben sind außerdem Architekturteile, wie der große Kalksteintürsturz des königlichen Wagenlenkers Merenptah aus der Zeit Ramses II. (um 1250 v. Chr., siehe Foto auf der Seite „Das Projekt“) sowie die zahlreichen Gegenstände des Totenkultes. Dazu gehören Stelen, Uschebtis und andere Grabbeigaben, darunter die Funde aus dem Grab des Wesirs Iuti und seines Sohnes Eje (späte Ramessiden-zeit). 

Aus der ptolemäisch-römischen Nekropole von El-Sowa stammen ein hervorragend erhaltener, bemalter Kalksteinsarkophag, zwei vergoldete Mumienmasken und eine Gruppe von Opfertafeln mit wichtigen genealogischen und prosopographischen Informationen.

Zwei marmorne Grabplatten mit christlich-griechischen Inschriften dürften die jüngsten steinernen Denkmäler der Ausstellung sein.